Sommerförderwochen 2020 großer Erfolg

Im August hat FortSchritt zum nunmehr 24. Mal die beliebten “Sommer-Förderwochen” für Kinder und junge Erwachsene mit Behinderung und/oder Einschränkungen in unserem Stammgebäude in Niederpöcking ausgerichtet. Als Neuheit durfte eine weitere Gruppe zusätzlich das Ferienhaus der Peter-Maffay-Stiftung auf dem Gut Dietlhofen (Weilheim) beziehen. Das Gelände ist speziell für Familien mit Beeinträchtigungen konzipiert und wartet beispielsweise mit einem barrierefreien Spielplatz und vielen Tieren auf. Wir möchten uns an dieser Stelle sehr herzlich bedanken, dass sie uns und den Familien das Gebäude zur Verfügung gestellt haben!  

Die Organisation gestaltete sich anspruchsvoll, aufgrund der vorherrschenden und notwendigen Corona-Vorkehrungen, um mögliche Infektionen zu vermeiden. Das Förderangebot selbst richtet sich an verschiedene Altersgruppen von Kleinkindern bis hin zu jungen Erwachsenen, die mit unterschiedlichen Arten von Behinderungen leben. Wir haben uns sehr gefreut, als uns die Gruppe junger Erwachsener bestätigt hat, dass sie gerne ein Interview mit uns führen möchten. Die fünfköpfige Gruppe besteht aus Caroline, Moritz, Simon, Franzi und Johannes. Alle sind im Alter zwischen 17 und 21 Jahren und erzählen etwas über ihre Interessen, Ausbildung und Erlebnisse aus der Vergangenheit: 

Caroline ist quasi ein Kind erster Stunde: seit ihrem 1. Lebensjahr kommt sie jedes Jahr zu den Förderwochen und genießt es ihre langjährigen Freunde zu treffen. Auch als Kind besuchte sie unsere heilpädagogische Tagesstätte, wurde täglich vom hauseigenen Fahrdienst abgeholt und nach Haus gebracht. Heute absolviert sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau in München. Als eine der Schattenseiten beschrieb sie die Schwierigkeit eine Schulbegleitung zu finden, nachdem sie dem Kindergarten entwachsen war. Auch die Organisation vor Ort in der Schule war herausfordernd, für sie selbst, die Klasse und Lehrer. Dennoch schloss sie die Schule erfolgreich ab und freut sich auf ihren späteren Berufseinstieg. 

Moritz ist 19 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Tübingen, wo er aktuell auch lebt. Für den Zeitraum des Kindergartens lebte er mit seiner Familie in einer der verfügbaren Wohnungen in unserem Haus und wurde täglich gefördert. Kürzlich hat er sein Abitur abgeschlossen und möchte sich nun beruflich orientieren.  

Der 20-jährige Simon kommt seit 2004 regelmäßig zu uns und schätzt das vertraute Umfeld mit vielen Bekannten. Schulisch schloss er zuletzt sein Abitur ab und startete mit einem Studium im Fachbereich “Informatik”. Kurz vor ihm, also seit 2003, besucht uns die nun 21-jährige Franzi, die mit ihrer Mutter, ähnlich wie Moritz, zu Kindergartenzeiten im Haus lebte und unsere heilpädagogische Tagesstätte besucht hat. Heute ist sie sehr stolz darauf ihr Jurastudium an der Universität Regensburg zu absolvieren. Auch sie berichtet davon wie schwierig es war in den regulären Schulalltag einzusteigen; eine große Herausforderung war es laut ihr einen regulären Schulplatz zu erhalten.  

Zuletzt stellt sich Johannes, der jüngste im Bunde, vor. Der heute 17-jährige kommt aus Sigmaringen und nimmt den weiten Weg aus Baden-Württemberg extra für die Förderwochen auf sich; das Ganze bereits seit 2005. Auch er freut sich über seinen regulären Realschulabschluss und ist nun auf der Suche nach seinen Interessengebieten, in denen er künftig arbeiten möchte. 

Wir stellten der Gruppe eine zentrale Frage: Wobei hat euch die Konduktive Förderung konkret geholfen, damit ihr euer Leben selbstbestimmt gestalten könnt? 

Ein wichtiger Aspekt ist die Kontinuität; da der Großteil des Tages im Sitzen stattfindet versteifen die Muskeln schnell und schränken die individuelle Beweglichkeit ein. Mit Übungen an der Hand lassen sich diese Probleme temporär bearbeiten, einen weitaus größeren Effekt hat jedoch die gemeinsame Förderwoche. Hier schwärmen alle von einem tollen Zusammenhalt und gegenseitigem Motivieren. “Man fühlt sich nach dieser Woche wie ein neuer Mensch”, darauf ertönt schallendes Gelächter mit allgemeiner Zustimmung von allen. Aus diesem Grund kommen auch alle Jahr für Jahr wieder; “Es ist wie ein Kindergartenjahrestreffen mit alten Freunden”. Das Intensivprogramm über die gesamte Woche verteilt hilft jedem Einzelnen weiter, da sie von den Erfolgen noch mehrere Wochen “zehren” und neue Motivation schöpfen auch privat Zeit für Konduktive Förderung zu nehmen. Im beruflichen oder schulischen Alltag kommt diese Zeit nämlich gerne mal zu kurz.

Zuletzt wollten wir noch wissen welche schönen Erinnerungen sie an die letzten Jahre haben: die Freizeit abends und tagsüber mit den Freunden zwischen den Einheiten wurde immer sehr genossen. Eine weitere emotionale Erinnerung war der Übergang aus dem Kindergarten zur Einschulung. Zu diesem Anlass wurde ein bunter Torbogen aufgebaut, der den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt symbolisiert hat.  

Vielen Dank für eure Zeit und Ehrlichkeit. Für unsere KonduktorInnen ist es immer etwas Besonderes wenn ihr uns erneut besucht. Zudem ist es Bestätigung und Wertschätzung der hingebungsvollen Arbeit.